Massiver Überhang an Elektro-Schrott durch Unwetter
Sintflutartiger Regen, Überschwemmungen, Katastrophenfall, unterbrochene Infrastruktur, Stromausfälle, Zerstörung und Verwüstung, Verletzte. Verunglückte. Der Sommer in Deutschland hat in diesem Jahr 2021 viele Schicksalsschläge mit sich gebracht.
Lenken wir einmal einen Blick in die Recycling-Branche, die durch unermüdlichen Einsatz ihren ganz eigenen Herausforderungen trotzen muss. Wir wollten einen Lagebericht aus erster Hand und haben dazu mit unserem Entsorgungspartner NOEX gesprochen, der sowohl direkt als auch indirekt vom Hochwasser in der Rhein-Region betroffen war – und es heute noch ist.
Was bedeutet der Katastrophenfall für Ihre Umweltdienstleistung?
„Das Problem ist der massive Überhang an Elektroaltgeräten. Das Jahr 2020 mit der Covid-19-Pandemie war schon spürbar. Aber der Unterschied diesmal ist, dass eine lokale Extremsituation vorherrscht. Uns haben in einer Woche so viele Erstgestellungen durch die Kommunen erreicht, wie sonst in einem gesamten Jahr. Beispielsweise hat Kerpen aus dem Rhein-Sieg-Kreis 16 Container in einer Woche für eine einzelne Übergabestelle gefordert – definitiv ein Höchstwert. Generell kann man sagen, dass die Anzahl an täglichen Abhol- und Bereitstellungsaufträgen unsere maximale Verarbeitungskapazität um ein Vielfaches übersteigt und wir ja auch nur eine begrenzte Menge an gefährlichen Abfällen jeweils bei uns lagern dürfen.“
Wie haben Sie die Unmengen an Elektroschrott mit den Kommunen geregelt?
„Wir haben ein sehr enges Verhältnis zu den kommunalen Übergabestellen. Wir telefonieren jedem einzelnen Container persönlich hinterher. So stellen wir sicher, dass alle Aufträge reibungslos abgewickelt werden. Momentan führt unser Logistik-Team dadurch 150-250 Telefonate am Tag.“
Läuft das immer glatt?
„Einige Kommunen sind mit dem Thema entspannt umgegangen, weil sie wissen, was die Entsorger zu tun haben. Aber es gibt auch Kommunen, die der vorgeschobenen Kooperationsbereitschaft dann schlussendlich keine Taten folgen lassen. Jeder will zuerst bedient werden. Wir verstehen das. Nur behandeln die Kommunen die Container wie Einwegmaterial, oftmals sehen wir sie nicht wieder und bei akutem Bedarf können wir so schnell keine Behälter neu beschaffen.“
Wie macht sich die Situation im Recycling-Prozess bemerkbar?
„Auch hier merken wir einen spürbaren Unterschied. Viele Geräte werden manuell aufbereitet. Die einzelnen Schritte sind abhängig von einer genau definierten Inputform. Zum Beispiel ein Kühlschrank darf keine Störstoffe enthalten und muss vorher von Unrat und Schlamm entfrachtet werden. Und natürlich sind die Geräte vorher nicht abgetaut worden. Die noch enthaltenen Lebensmittel stellen eine zusätzliche Infektionsgefahr da. Die Altgeräte schwammen teilweise in der gleichen Suppe zusammen mit Altöl, Farben, Lacken und anderen gesundheitsgefährdenden Stoffen.
Kurzum: Durch den manuellen Mehraufwand können statt 65 Kühlschränke pro Stunde nur 25-30 recycelt werden. Wir arbeiten dreischichtig, also 24 Stunden pro Tag. Insgesamt sinkt die Zahl der pro Stunde gefahrenen Kühlschränke auf etwa die Hälfte. Wir haben auch die Gefährdungsbeurteilungen für unsere Belegschaft angepasst, da eine größere gesundheitliche Gefährdung vorliegen kann. In der Umsetzung bedeutet das: mehr Pausen und kürzere Zeiten in den Schutzanzügen.“
Wie haben Sie den ungeplanten Mehraufwand inmitten der Urlaubszeit personaltechnisch auffangen können?
„Wir sind definitiv an unsere eigenen Kapazitätsgrenzen gestoßen. Trotzdem versuchen wir, dass Mitarbeitende mit Kindern nicht von der Situation betroffen sind. Der Rest von uns macht Überstunden. Wir sind täglich 10-12 Stunden im Einsatz, teilweise mobil von zu Hause. Nur dank dieser extrem hohen Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeiter sind wir in der Lage, der Situation einigermaßen Herr zu werden."
Haben Ihre eigenen Anlagen durch das Unwetter Schaden genommen?
„Unmittelbar nach dem Starkregen hier in der Region stand eine unserer Hallen unter Wasser, weil der Abscheider die in den Trog einlaufenden Wassermassen nicht so schnell verarbeiten konnte, wie sie nachliefen. Das Problem haben wir allerdings noch in der Nacht beseitigen können.“

Wir bedanken uns bei Axel Riemann für das vertrauensvolle Gespräch und wünschen dem gesamten Team von NOEX viel Erfolg und Durchhaltevermögen für die nächsten Wochen in dem Umgang mit dem Überhang an Elektroaltgeräten.
Sie brauchen einen verlässlichen Partner, um Ihren Verpflichtungen nach dem ElektroG nachzukommen?
Profitieren Sie vom Service für Elektrogeräte